International symposium
Cognition and Interpretation

Institute of philosophy,
Zagreb, October 10-11, 2003

Adalbert Rebić (Zagreb)
Die Merkmale (Besonderheiten) der biblisch-hebräischen Sprache als Erkenntnis- und Interpretationsmittel

Hebräisch ist eine von den ältesten Sprachen der Welt, die noch heute gesprochen wird. In der Tat ist sie eine Sprache, die seit dem 4. Jahrtausend vor Chr. von den Kanaanäern gesprochen wurde und von den Hebräern erst im 12. Jahrhundert v. Chr. übernommen wurde. Sie gehört zu den semitischen Sprachen, die von dem Persischen Golf bis zum größerem Teil des Ostafrikas verbreitet wurde und teilweise noch immer verbreitet ist. Wie die anderen semitischen Sprachen, so hatte auch Hebräisch eigene Schrift, die von den Aramäern übernomen wurde (Aramäische Quadratschrift), die noch heute von den Hebräern benutzt wird. Hebräer lesen und schreiben von rechts nach links und schreiben nur Konsonanten, ohne Vokalen. Fast alle Wörter beruhen auf den drei Buchstaben (Wurzel), von denen man, ählich wie von der “materia prima”, mit Hilfe der Präfixe und Sufixe und der veränderten Vokalen neue Wörter bilden kann. Damit gewinnt man neue Wörter mit den unzähligen neuen Bedeutungen: zum Beispiel aus der Wurzel ktb, ???, bekommt man die folgenden Formen: katab, katabnu, jiktob, katub, koteb, hiktib, hitkateb, katabah, miktab usw., die bedeuten: schreiben, er hat geschrieben, er wird schreiben, geschrieben, schreibend, diktieren, die Schrift, der Brief usw.
Hebräisch ist als Kommunikations- und Interpretationsmittel im Vergleich mit anderen Sprachen eine Sondersprache, denn sie ist Widerspiegelung der ganz besonderen hebräischen Denkens- und usdrucksweise. Erstens, das hebräische Denken kennt keine Abstraktion und Spekulation, somit also keine abstrakte Begriffe. Es bleibt bei den konkreten Tatsachen und individuellen Angaben. Es kennt auch kein diskursives und syllogistisches Denken, wie z. B. das griechische Denken. Darum greift es nach den Bildern, Symbolen und Mythen. Anstatt der philosophischen Denk- und Ausdrucksweise überwiegt das mythische Denken und die mythische Ausdrucksweise.
In diesem Kontext ist die Äthiologie zu erwähnen. Wenn die Bibel die Geschcihte eines Vergangenheitsvorgangs, für den sie keine Angaben hat, beschreibt, beschreibt sie ihn mit Hilfe der Gegenwartsvorgänge, die sie dann in die Vergangenheit retroproiziert und sie als Ursachen (griech. aithia) des jetzigen Zustandes anführt. Die Äthiologien sind besonders in der biblischen Urgeshichte zu finden (die Geschichte der Schöpfung der Welt und Menschheit, und die Stammvätergeschite). Zum Beispiel wird die Erbsünde der ersten Menschen mit Hilfe der Vorgängen aus dem kanaanäischen Kultus (die Schlange, der Baum) erklärt. Somit ist die Geschichte in der Funktion der Theologie (Heilsgeschichte). Die Geschichte ist für den biblischen Menschen Äusserung (Offenbarung) und Erklärung der Großtaten Gottes.
In der biblischen hebräischen Literatur trifft man selten die Synthese. Das ist wieder die Widerspiegelung des hebräischen Syntaxe. So wie der Satz im Hebräischen nicht in Form des untergeordneten Satzes (Nebensatzes) gestaltet wird, sondern linear gestalten wird, so ist auch das Erzählen in der Bibel einfach das Aufzählen der Geschehnisse, einer nach der anderen. Synthese muß der Leser sich selber schaffen.
Die Funktion des Zeitwortes (Verbum) spielt hinsichtlich der Aufassung der Geschichte auch eine besondere Rolle. Das Zeitwort hat viele (sieben) Formen (Konjugationen), durch die die menscliche Handlung ausgedruckt und interpretiert werden kann, kennt aber keine determinierte Zeit: Vergangenheit (Perfekt, Imperfekt, Aorist), Gegenwart (Präsens) und Zukunft (Futur). Das Hebräische kennt nur Pefekt und Imperfekt im Sinne einer vollendeten (Perfekt) bzw. unvollendeten Handlung (Imperfekt). Die Zeitangabe der Handlung (des Verbums) wird durch den Kontext, die Situation und mit Hilfe der vav conversivum bestimmt. Davon ist eine besondere Geschichtsauffassung als ein continuum abhängig: die Vergangeheit wird durch die Gegenwart und die Zukunft durch die Vergangeheit und Gegenwart interpretiert, verständlich gemacht (die Prophetie).
Die Semantik, die Bedeutung einiger Worte ist in dieser Hinsicht bemekenswert. Es werden in diesem Vortrag hauptsächlich die theologisch bedingten Worte ziemlich ausführlich analysiert: dabhar (das Wort), šem (der Name), Torah (das Gesetzt oder die Lehre), hesed (Liebe), ’emet (Wahrheit), šalom (Friede).
Auf dem Beispiel des Shalomwortes wird gezeigt, wie man aus einem hebr. Wort eine gewisse Theologie machen kann.